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Channel: Papierkugel Blog » EURO 2012
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Same procedure…

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England und Elfmeterschießen, eine wirkliche Freundschaft wird aus den beiden nicht mehr (ist jetzt das fünfte gewesen, welches ich gesehen habe: WM 90, EM 96, EM 04, WM 06). Am Ende hauen die beiden Ashleys die Dinger nicht ins Gehäuse und da bei den Italienern nur Montolivo das Runde nicht ins Eckige bekommt, steht Italien im Halbfinale. Das ist ebenso bitte wie vorhersehbar, ich wollte mir das Ende eigentlich auch gar nicht mehr anschauen, aber dann war es wie bei einem schlimmen Unfall: es ist schrecklich, aber man kann die Augen doch nicht vom Geschehen nehmen.

Das Spiel begann sehr munter von beiden Seiten und in den ersten 20-30 Minuten konnten die Engländer immer wieder gute Aktionen nach vorne setzen. Doch im Verlauf des Spiels wurden diese Aktionen immer weniger und in der Verlängerung war von den Three Lions eigentlich nichts mehr zu sehen. Auffällig vor allem die körperlichen Defizite: Rooney wirkte schon nach der ersten Halbzeit stehend KO, während Gerrard sich nach knapp 70 Minuten einen Krampf aus der Wade dehnen ließ. Fit sieht anders aus. Schon vor Ende der regulären Spielzeit war abzusehen, dass England auf einen Lucky Punch hoffte bzw. sich irgendwie ins Elfmeterschießen retten wollte (starke Züge von masochistischem Verhalten offenkundig vorhanden).

Die Italiener machten eine gute Partie, angeführt vom alles überragenden Pirlo. Dennoch waren sie nicht in der Lage, die Überlegenheit auch in Tore umzumünzen. Selbst dann nicht, als die Engländer eigentlich nur noch stehend auf den Gnadenschuss zu warten schienen. Hier verstehe ich nicht, warum Prandelli sowohl Balotelli als auch Cassano so lange auf dem Platz lässt, während ein Di Natale gar nicht erst gebracht wurde. Vor dem hätte ich noch am meisten Angst gehabt. So konnte England mit einer Mischung aus Glück, Einsatz und dem Geschick eines Joe Hart einen Gegentreffer irgendwie vermeiden.

Gestern wurde viel von einem überaus verdienten Sieg der Italiener gesprochen und sicherlich entspricht das auch der Realität, wobei ich diese Kategorisierung immer sinnlos finde. Fußball ist ein Ergebnissport, es gibt keine Punkte für die Einschätzung verdient/unverdient, keine Haltungsnoten wie im Turnsport. Für einen unverdienten Sieg gibt es genauso drei Punkte wie für einen vermeintlich verdienten und umgekehrt gibt es für eine unverdiente Niederlage auch genau null Punkte. Angenommen Wayne Rooney haut den Fallrückzieher in Nachspielzeit der regulären Spielzeit rein: es wäre ein unverdientes Weiterkommen gewesen, sicherlich, aber nichtsdestotrotz ein Sieg. Dieses “unverdient/verdient” finde ich auch in der BuLi immer ein bisschen befremdlich, denn was kann man sich für eine unverdiente Niederlage kaufen?

Wie soll man das Abschneiden der Engländer nun bewerten? Ich denke, das Turnier zeigt genau auf, wie es um England bestellt ist. Man schlägt die vermeintlich Kleinen und kann sich gegen die Großen ein Unentschieden ermauern. Nicht mehr und nicht weniger. Ich bin erstaunt über die Kommentare, dass der Abstand Englands zur Weltspitze sehr groß ist, weil dieser Umstand doch schon seit Jahren zu sehen ist. In den vergangenen Jahren hat man (im Gegensatz zu diesem Turnier) im Vorfeld immer wie ein Spitzenteam rumgetönt, aber das sollte nicht von der Realität auf dem Platz ablenken. England ist zu einem klassischen Viertelfinalisten geworden, der (auch abhängig der Auslosung) zu den besten acht Mannschaften eines Turniers gehört, aber mehr auch nicht. Ich denke, schon im Vorfeld des Turniers hat man sich in England damit abgefunden, kein wirkliches Top-Team zu sein und diesen Gedanken zu akzeptieren schafft die Voraussetzung dafür, sich um die Defizite zu kümmern. Zwar war es seit langem mal wieder ein wirkliches Team, welches mit Einsatz und Herz verteidigte, aber auf Dauer kann das nicht die Blaupause für einen erfolgreichen Fußball sein.

Man darf gespannt sein, wie die Quali zur WM 2014 in Brasilien angegangen wird. Hodgson wird hoffentlich versuchen, verstärkt auf jüngere Spieler zu setzen und diese an den Kern der Three Lions heranzuführen. Hierzu zählen u.a. Jack Wilshere, Phil Jones, Chris Smalling, Jack Rodwell, Oxlade-Chamberlain oder auch ein Kyle Walker. Hart hat das erste große Turnier mit sehr guten Leistungen absolviert und wird (Verletzungen ausgenommen) auch in den nächsten Jahren die Nummer eins im Kasten sein. Ich hoffe, dass es gelingt, langsam aber stetig diesen Generationenwechsel voran zu treiben und ein Team aufzubauen, dass mittelfristig auch mal weiterkommen kann als das Viertelfinale.


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